Die Blase drückt, aber sie platzt noch nicht

Der Immobilienmarkt ist vor allem in deutschen Großstädten noch immer spürbar überhitzt. Auch wenn die Zinswende nun im Rollen ist, steigen die Immobilienpreise größtenteils weiter, berichtete jüngst der Pfandbriefbankenverband VDP. Dies deutet darauf hin, dass niedrige Zinsen nicht der einzige Stimulus für die Immobilienblase sind. Denn selbst jetzt, wo die Zinsen steigen, offenbart die Inflation sehr ähnliche Effekte. Infolgedessen bauen die Sparer ungebrochen auf alternative Anlageklassen und Immobilien.

Bislang kaum Effekte

Der Zinszuwachs im Frühjahr hat das Preiswachstum auf dem Wohnungsmarkt bislang nicht wirklich bremsen können: Während die Büropreise zu Beginn der Pandemie stagnierten, stiegen sie im zweiten Quartal 2022 weiter an, während Eigentumswohnungen, Einfamilienhäuser bzw. Eigenheime und Mehrfamilienhäuser wieder stark zugelegt haben. Lediglich Einzelhandelsimmobilien werden zum zwieten Mal in Folge billiger, da der Einzelhandel in vielen ehemals selbstverständlichen Ressorts heute zwischen Onlinehandel und hohen Mietkosten kaum noch Luft zum Atmen hat. Die klassische innerstädtische Einkaufsmeile scheint inswoeit, das zeichnet sich immer deutlicher und immer globaler ab, ein Artefakt der Vergangeheit zu werden.

Berlin und München Spitzenreiter

Im Bereich Wohnen wird die Entwicklung regional unterschiedlich gewichtet: In einem Jahr stiegen die Preise für vergleichbare Einfamilienhäuser um 12,1 %, für Eigentumswohnungen sogar um 9,8 %. Die gesamten Hauskäufe von Investoren stiegen um 8,6 %. Auch standorteabhängig zeigen sich zum Teil erhebliche Abweichungen : Berlin und München führen die Liste mit Wohnimmobilien-Wachstumsraten von 11,9 % und 11,6 % an. Frankfurts „Performance“ war da mit 7,9 % vergleichsweise bescheiden. Ein Haus Kaufen in Frankfurt ist daher für manche noch nicht ganz so weit hergeholt wie in anderen Städten der Bundesrepublik.

Droht vielen ein böses Erwachen?

Beunruhigen Implikationen hat die Zinsentwicklung für Hauskäufer, deren Zinsbindung demnächst ausläuft: Interhyp erhöhte in diesem Jahr sein zehnjähriges Festzinsdarlehen von 1,0 % auf 2,7 %. Und gemessen daran, was wirtschaftlich und weltpolitisch los ist, ist da noch viel Luft nach oben. Das bedeutet, dass Hausbesitzer mit hohen Restschulden und auslaufendem Festzins mit effektiven Preissteigerungen von mehreren Prozentpunkten rechnen müssen. All dies geschieht vor dem Hintergrund einer immer wahrscheinlicher werdenden Rezession. Und leider ist dieses Problem buchstäblich hausgemacht. Denn an stelle der Illusion des billigen Geldes (Niedrigzinsen auf Krampf) ist nun wirklich billiges Geld getreten (Inflation sei Dank). Und das schafft Tatsachen vor denen man sich lange gedrückt hat – was nur bedingt, dass sie jetzt umso unangenehmer ausfallen.